Braucht die Region Bern ausgerechnet eine Wachstumskampagne?

Dezember 2013

 

 

 

     Décroissance Bern meint: Nein.

 

Update im März 2014: Auf die vorgesehene Schlussveranstaltung der Promotion wurde
verzichtet, die Aktion also vorzeitig beendet. Auch sonst wurde und wird die
Kampagne kaum erwähnt. Man kann das in guten Treuen als Eingeständnis
des Misserfolges interpretieren.

 

Die Geschichte:

Die Regionalkonferenz Bern-Mittelland will [wollte; März 2014] mit ihrer Kampagne mit dem verfänglichen Titel

“Boden gutmachen - Auswege aus der Entwicklungsblockade gemäss eigenen Angaben “in der Öffentlichkeit eine breite Debatte über Wachstum, Bautätigkeit und regionale Entwicklung anstossen”.

Décroissance Bern mischt[e] sich ein.

Denn Boden gutmachen heisst nicht, Boden 'besser' machen, indem man ihn überbaut und nach rein ökonomischen Kriterien 'vergoldet'. Sondern indem man ihn schützt und damit eine vielfältige Bodenkultivierung ermöglicht, die nicht nur aus Zubetonierung besteht. Bauen löst nicht die aktuellen Herausforderungen in der Siedlungs- und Verkehrspolitik, sondern im Gegenteil verschärft diese noch. Stattdessen braucht es mehr soziale Innovation, was die Nutzungsform von Wohn- und Verkehrsinfrastruturen anbelangt. Davon ist in der Kampagene “Boden gutmachen” sehr wenig zu hören..

 

Muss Bern den Wachstumswahn von Zürich kopieren? Décroissance Bern meint: Nein.

Es wird Zeit, dass die Region und der Kanton Bern sich nicht mehr ständig schlechtreden.

Denn Reichtum braucht sich nicht in Nutzungsdichten oder dem Anteil überbauten Bodens zu messen. Bessere Indikatoren wären die Lebensqualität, die Zufriedenheit der Menschen, der Anteil von Erholungs- und Kulturflächen oder das Mass des (sehr bescheidenen) Selbstversorgungsgrads an Energie. Hier steht die Region Bern im Vergleich mit andern gut da - die sattsam bekannte, einseitige ökonomische Betrachtung greift zu kurz.

 

Bei der von der Regionalkonferenz Bern-Mittelland initiierten Kampagne geht es primär darum, zusätzliches Bauland einzuzonen und von der Bevölkerung dafür Akzeptanz zu fordern. Diverse Gemeinden hatten in jüngerer Vergangenheit Einzonungen von Bauland in Abstimmungen abgelehnt.
Schwammige Floskeln wie kontrolliertes Wachstum,haushälterisch mit dem Boden umgehen und Qualitäten der Region bewahren können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Offensive Boden gutmachen durch den Geist des Wachstumsglaubens getragen wird.
Décroissance Bern möchte darauf aufmerksam machen, dass wir mit dem unhinterfragten Wachstumsparadigma nicht einverstanden sind. Es löst keine längerfristigen Probleme, sondern schafft ständig neue: Nutzungen und Energieverbrauch steigen, Distanzen werden länger, der Verkehr nimmt zu, Erholungräume schwinden, die Lebensqualität nimmt ab.